Projekt: "Ich wollte immer nur marschieren"


Eine audiovisuelle Zeitzeugenbefragung zur ideologischen Vereinnahmung Jugendlicher in Eliteschulen des Nationalsozialismus.

Erarbeitungszeitraum: Februar bis Oktober 2010.

Das Thema: Verführung und ideologischer Missbrauch





Hitler-Jungen, als Helfer bei Luftangriffen verwundet
(BArch, Bild 183-J08403).

Wie konnte es den nationalsozialistischen Machthabern gelingen, über 12 Jahre hinweg große Teile eines Volkes zu linientreuen Mitläufern zu formen?
Warum folgten die meisten Jugendlichen den ideologischen Vorgaben der Diktatur, ohne sie offen und eigenständig zu hinterfragen?
Mit welchen Mitteln lockte das totalitäre Regime seinen Nachwuchs?

Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt unseres medial aufwendigen Projektes. Der Titel "Ich wollte immer nur marschieren" - ein authentisches Zitat - bezeichnet eine erschreckende Lebenseinstellung, die einem Heranwachsenden erfolgreich eingeimpft worden war.
Wir wollten aufdecken, wie Vertreter unserer Generation vor ca. 65 Jahren in deutschen Schulen als Erziehungs- und Bildungseinrichtungen zu Konformität und Uniformität geformt wurden, um daraus notwendige Verhaltensänderungen abzuleiten. Über die bewusste Auseinandersetzung mit dem Denken und Verhalten damaliger Jugendlicher soll eigenes Handeln überdacht und langfristig verändert werden.

Unser Zeitzeuge: Ein ehemaliger "Adolf-Hitler-Schüler"





Unser Zeitzeuge: Dr. Dietrich Goerke aus Bendorf, Jg. 1930.

Kann man Manipulationen aus Büchern gut nachvollziehen?
Bieten diese hinreichend Einblicke in die Wahrnehmungen der Beteiligten?

Von Anfang an stand für uns fest, dass authentische und lebendig gestaltete Einsichten nur über Zeitzeugen möglich sein können, die als Jugendliche der Propaganda ausgesetzt gewesen waren. Damit leisten wir unseren Beitrag zum Verständnis des Lebens in Deutschlands dunkelsten Tagen, aber auch zum Dialog zwischen den Generationen.

Wir entschieden uns für einen Gesprächspartner, der nicht eine deutsche "Durchschnittsschule" besucht hat, sondern auf einer "Adolf-Hitler-Schule" als Eliteeinrichtung besonders intensiv den Indoktrinierungen des Regimes ausgesetzt gewesen sein muss. Wir gingen davon aus, dass unser 79-jähriger Gesprächspartner von einem breiteren Spektrum subtiler Gleichschaltungsversuche erzählen konnte. Unseren Zeitzeugen fanden wir über den Umweg seiner Enkel, die ebenfalls unser Gymnasium besuch(t)en.

Auch er musste sich erst überwinden, sich zu seiner eigenen Vergangenheit öffentlich zu bekennen und sich mit dieser bewusst auseinanderzusetzen.

Die Projektgruppe: Leistungskurs Geschichte 12GL1 des Mons-Tabor-Gymnasium Montabaur 2010/11



Wer kann die angestrebte kritische Befragung überhaupt fachkundig angehen?
Wer verfügt über das nötige fachliche und medientechnische Know-how?

Unsere Themenstellung ist eine der wichtigsten politisch-gesellschaftlichen Fragen, denen das Fach Geschichte nachgeht. Die Entlarvung der subtilen Wirkungsweisen der nationalsozialistischen Gleichschaltung und Propaganda ist eine entscheidende Voraussetzung, um eine ähnliche Entwicklung wie im Dritten Reich zu verhindern.
Das nötige fachwissenschaftliche, theoretische und methodische Rüstzeug brachten wir als Schüler eines Geschichtsleistungskurses mit. Ohne diese Kenntnisse sowie die medientechnischen Voraussetzungen wäre die Verwirklichung des Projektes nicht möglich gewesen. Entscheidend war aber darüber hinaus die ideologiekritische Sensibilität, mit der wir so manche Äußerung abwägen und bewerten sollten.



Der 11GL1 bei der theoretischen Grundlagenvermittlung des Faches Geschichte zu Beginn der gymnasialen Oberstufe.

Die Präsentationsform: der Film





Kameramann Patrick Will bei der Arbeit. Kurslehrer Dr. Markus Müller überwacht den Fortgang.

Auch das Medium, in dem wir die Ergebnisse unserer Auseinandersetzung mit den Vereinnahmungsstrategien an Adolf-Hitler-Schulen zusammenfassen wollten, stand für uns frühzeitig fest. Als attraktivste Präsentationsform erschien uns ein Film, der sowohl Interviewbeiträge als auch geeignete Dokumentarszenen aufnehmen sollte. Ebenso wichtig war uns eine angemessene musikalische Ausgestaltung der Verfilmung. Als Vorbilder dienten uns die populären Produktionen des "History-Channels" oder die "History"-Reihe im ZDF.
Fernsehdokumentationen leisten sicherlich die attraktivste und am stärksten rezipierte historische Aufklärungsarbeit. Damit war ebenfalls der ungefähre zeitliche Rahmen des Endproduktes vorgegeben, das ca. 30 Minuten Länge haben sollte.

Im Hinblick auf die Bild- und Tonqualität hatten wir unsere Probleme und mussten uns autodidaktisch ständig weiterbilden. Beim Schnitt wurde viel gefeilt, dabei fielen leider einige technisch nicht optimal verfügbare Interviewsequenzen dem Cutter zum Opfer. Als Nebenprodukte gewannen wir dennoch einige Tondokumente, die aus den nicht verwendeten Sequenzen zusammengestellt werden konnten.
Niemand der Projektteilnehmer - weder Schüler und Lehrer noch Zeitzeuge - stellte etwas in Rechnung, sondern arbeiteten ehrenamtlich mit - keine Selbstverständlichkeit!
Wir trafen uns sehr häufig außerhalb des Unterrichts und verbrachten auch in Oster-, Sommer- und Herbstferien unzählige Stunden zusammen. Aus diesem Grund liefen zahlreiche Aktivitäten organisatorisch unter dem Dach der "AG Regionalgeschichte" unseres Kurslehrers ab. Gar manches Mal waren wir in der Versuchung, das Projekt aufzugeben, wenn alles neben Kursarbeiten und sonstigen Leistungsüberprüfungen weiterlaufen musste. Doch nun am Ende können wir voller Überzeugung sagen:
"Es hat sich gelohnt, wir haben ungewöhnliche Einblicke gehabt!"




Zum gewählten Musik-Intro "Ich habe mich ergeben" vgl. die Ausführungen zur Filmmusik.
Quelle/Freigabe: www.ipicture.de/.

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