Ausblick

Was wir weiter tun können und müssen ...



Am Ende des Projektes steht für uns die Frage, was wir weiter tun können, um unsere Erkenntnisse zu vertiefen und weiterzugeben.

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Erinnern, um zu mahnen ... Erinnerung stiftet Identität. Und in Deutschland ist Erinnerung nunmal auch mit den negativen Erfahrungen einer Diktatur voller Leid und Unglück auch für unsere Nachbarn verbunden. Dieser Erinnerung muss man sich täglich stellen, um daraus lernen zu können.

Bundespräsent Roman Herzog hat es in seiner Rede vom 19. Januar 1996 zur Begründung des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus treffend zum Ausdruck gebracht:

"Deshalb geht es darum, aus der Erinnerung immer wieder lebendige Zukunft werden zu lassen. Wir wollen nicht unser Entsetzen konservieren. Wir wollen Lehren ziehen, die auch künftigen Generationen Orientierung sind. [...]

Mir ist das deshalb so wichtig, weil ich nicht glaube, dass bei der Aufarbeitung dieses Teils unserer Geschichte heute noch Schuldfragen im Vordergrund stehen. Viele haben sich schuldig gemacht, aber die entscheidende Aufgabe ist es heute, eine Wiederholung - wo und in welcher Form auch immer - zu verhindern. Dazu gehört beides: die Kenntnis der Folgen von Rassismus und Totalitarismus und die Kenntnis der Anfänge, die oft im Kleinen, ja sogar im Banalen liegen können."

Der Redetext zum Nachlesen:
Bundespräsident Herzog zur Begründung des Gedenktages am 19. Januar 1996

Der alljährliche Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus müsste in diesem Sinne gerade in den Schulen eine weitaus größere Beachtung finden. Mit fest institutionalisierten schulischen Veranstaltungen sollte man sich engagierter einbringen, beispielsweise mit der Vorführung eines Films, wie wir ihn gemacht haben, mit Zeitzeugenbefragungem, Diskussionen, Ausstellungen usw. Hier sind die Schulen und ihre Fächer gefordert.


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Den Dialog mit Generationen suchen ... Die Gespräche, die wir mit Herrn Goerke als wichtigem Zeitzeugen führen durften, haben uns gezeigt, wie viel ältere Menschen an Erfahrungen und Erlebnissen mitzuteilen haben. Durch einen Dialog zwischen den Generationen werden Motive individuellen Handelns in der Vergangenheit vermittelt, die in Geschichtsbüchern nur auf große Staatsmänner Anwendung finden.

Mit der Zuwendung zur "Geschichte von unten" wird ein wichtiges emotionales Moment eingeführt, und auch Bezüge zum regionalen Umfeld werden stärker berücksichtigt.

Reizvoll wäre es konkret, in einer Diskussion unseren Zeitzeugen mit einem damals etwa Gleichaltrigen zusammenzubringen, dessen Familie verfolgt wurde. Die unterschiedlichen Sichtweisen und Prägungen der damaligen Jugendlichen würden für heutige Schülerinnen und Schüler dann noch deutlicher werden. Die Frage der "Kollektivschuld" oder "Kollektivscham" (Theodor Heuss) könnte ertragreich erörtert werden.




Bilder sprechen für sich: Ältere Menschen haben viel zu erzählen, was nicht in Büchern steht.
Sie hören aber ebenso gern zu, um zu erfahren, was junge Generationen bewegt.



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Verbreit(er)ungen unserer Ergebnisse anstreben ... Natürlich liegt uns an einer öffentlichkeitswirksamen Rezeption unseres Projektes. Zwar hat der Zeitungsartikel im Sommer 2010 und der etwas später erschienene Artikel in der Schülerzeitung des Mons-Tabor-Gymnasiums Rückfragen angestoßen. Ein größeres Interesse - und das nicht nur in unserer Region - würde aber eine intensivere Auseinandersetzung mit den Erziehungsmechanismen zur Zeit der Diktatur bewirken.

Gerne tragen wir dazu bei, unseren Film für Vorführungen in anderen Schulen bereitzustellen, auch selbst als Gruppe zusätzlich aufzutreten und mit anderen Schülern Diskussionen zu führen. "Principiis obsta" - "Wehret den Anfängen", heißt die gemeinsame Botschaft, die uns verbindet.


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Ein mögliches Anschlussprojekt umsetzen ... Denkbar ist ein Anschlussprojekt, das Manipulationsbestrebungen in der zweiten deutschen Diktatur, der SED-Herrrschaft der DDR, analysiert. So böte die Untersuchung der Parteikadererziehung im Osten Deutschlands sicherlich vielfältige Vergleichsmöglichkeiten und würde ähnliche Mechanismen aufdecken, mit denen Jugendliche gelockt und vereinnahmt wurden.

Der inzwischen zu selbstverständliche Status demokratischen Lebens wird in der Konfrontation mit diktatorischen Gesellschaftsentwürfen bewusster wahrgenommen und eine positive Identifkation mit unserer freiheitlichen Ordnung bewirkt.





Ein ebenfalls interessantes Projekt, um Manipulationen in einer Diktatur aufzuzeigen: Indoktrinierung in den DDR-Schulen. Waren die Mechanismen die gleichen?
Links ein SED-Propagandaplakat (BArch, Bild 183-S99179). Rechts ein Blick in die SED-Parteischule in Briesen 1948 (BArch, Bild 183-08224-0007).



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Außerschulische Kooperationspartner gewinnen ... Unser Projekt fußt auf der Zusammenarbeit mit einem Zeitzeugen, der sich bereitwillig auch unangenehmen Fragen stellte. Es hätte darüber hinaus keine solche multimediale Breite erlangen können, wäre die Zusammenarbeit mit Archiven, Medien etc. nicht möglich gewesen. Die Kooperation mit außerschulischen Partnern ist ein großer Gewinn; Schule überschreitet damit ihre räumlichen Grenzen und wird in der Öffentlichkeit stärker präsent.

In Konzeption und Auswertung haben wir die Bedeutung der mentalitätsgeschichtlichen Prägungen in Deutschland hervorgehoben, die durch militärische Einflüsse bestimmt waren. Lohnend könnte in diesem Zusammenhang eine Kooperation mit der Bundeswehr sein, um aufzuzeigen, wie in dieser Institution mit der "Last der Vergangenheit" umgegangen wird, welche Rolle tradierte Werte gegenwärtig noch spielen und wie man es geschafft hat, das Bild vom obrigkeitsgläubigen Soldaten der Vergangenheit zum selbstbewussten Bürger in Uniform heute zu wandeln.




Die Bundeswehr war lange Jahre nach ihrer Gründung zunächst auf demokratischer Identitätssuche, um das negative Image der undurchdachten Obrigkeitstreue in der deutschen Geschichte zu überwinden, das an allem Militärischen haftete (BArch, Plak 005-001-035).


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Selbst denken und hinterfragen ... "Sapere aude." - "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." Dieser Leitspruch Immanuel Kants mag das Motto sein, manipulativen Versuchungen zu widerstehen. Wer selbst alles hinterfragt und sich eine kritische Meinung bildet, bleibt vor negativen Erfahrungen eher bewahrt.

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Für Meinungsfreiheit eintreten ... Im Treppenhaus unserer Schule prangt - wohl als Denkanstoß gedacht - das Sprichwort: "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold." Spätestens nach unserem Filmprojekt ist uns klar geworden, dass die hiermit vermittelte Handlungsmaxime grundsätzlich falsch ist. Es müsste richtig heißen: "Schweigen ist Silber, Reden ist Gold."

Unserer Meinung nach müssen offene Umgangsformen in der Schule noch stärker verinnerlicht werden, als dies ohnehin schon der Fall ist. Viele Schülerinnen und Schüler scheuen couragiert vorgetragene Kritik, weil sie evtl. nicht mit den Auffassungen der Lehrerin oder des Lehrers übereinstimmt. Die Meinungsfreiheit, die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten gehören zu den wichtigsten Werten unseres freiheitlich-demokratischen Staates. Deshalb heißt es im Falle autoritärer Entwicklungen mit Folgewirkungen klar Farbe zu bekennen.




"Kunst am Bau" des Mons-Tabor-Gymnasiums Montabaur, die als Denkimpuls dient: Hat das Sprichwort "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" (heute noch) seine Berechtigung?


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Solidarität mit Schwächeren und Ausgegrenzten vorleben ... Im Verhältnis zu den Mitmenschen muss der Gedanke der solidarischen Hilfestellung für Benachteiligte stärker in den Blickpunkt rücken. Im Dritten Reich bedeutete "Volksgemeinschaft" zugleich auch Ausgrenzung, wurden Schwächen an den Adolf-Hitler-Schulen mit Kollektivstrafen belegt. Im Eintreten für die schwächeren Glieder unserer Gesellschaft beweisen wir mehr Stärke als im gleichgültigen und passiven Zuschauen.

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Gegen Rechtsradikalismus entschieden vorgehen ... Das Wissen um die Vergangenheit im Nationalsozialismus ist eine entscheidende Voraussetzung, um jeder Form von rechtsradikalen und rassistischen Inhalten entschieden entgegenzutreten. Das muss gerade auch für Schulen gelten. Schon verharmlosende Aussagen, wie etwa "Die Gemeinschaft wurde aber gefördert", müssen frühzeitig argumentativ entwertet werden, denn hinter jeder scheinbar vorteilhaften Erscheinungsform standen ideologische, menschenverachtende Interessen. Es gab im Nationalsozialismus keinerlei positive Entwicklungen.

Internet-Links zur solidarischen Arbeit von Jugendlichen gegen Rechts:

- Netz gegen Nazis

- Bundeszentrale für politische Bildung

- Shoa.de

- Step 21

- Schule ohne Rassismus

- Jugendschutz


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Eine demokratische Erinnerungskultur ausschärfen ... Im Geschichtsunterricht konkret sollten Identifizierungsmöglichkeiten der deutschen Vergangenheit trennschärfer herausgearbeitet werden. Im Hinblick auf die Befreiungskriege der napoleonischen Zeit beispielsweise, in denen mit deutschen Farben, patriotischen Liedern ("Der gute Kamerad") usw. eine noch gegenwärtig präsente deutsche Erinnerungskultur begründet wurde, muss deutlich ausdifferenziert werden, was zu unserer demokratischen Kultur passt und was die dunklen Kapitel deutscher Geschichte weiterträgt. Die positiven Integrationsmomente, freiheitlich-demokratische Fortschritte in der deutschen Entwicklung, beispielsweise die identitätsstiftende Kraft des Grundgesetzes, müssen nachhaltiger in den Fokus gerückt werden.




Welche Relikte deutscher Erinnerungen und Traditionen haben heute noch ihren berechtigten Stellenwert? Analyse von nationalen Symbolen, wie Eisernes Kreuz und deutsche Farben, im Unterricht.


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