Verfolgung und Internierung

Swing Jugend im dritten Reich!





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Schon in Zeiten der Weimarer Republik hatten die Nationalsozialisten die Swing Jugend im Visier. In 1931 gab es das erste regionale Swing-Verbot in Thüringen. Am 12.10.1935 kam es dann zum endgültigen Verbot der Swing Musik im Deutschen Rundfunk. Nach diesem Verbot blieb der Swing Jugend nichts anderes übrig als ausländische Sender zuhören um an die neueste Musik heranzukommen. Doch ab 1940 nahmen die Verhaftungen von Swing Anhängern zu. Es wurde der Jugendarrest eingeführt, welcher eine polizeiliche Strafverfügung für höchstens einen Monat war und es wurde darüber diskutiert ob es sinnvoll sei Konzentrationslager für Jugendliche zu errichten. Der Jugendarrest war bald sehr gehasst von den Swing Kids, die ihn vor allen als Racheakt des HJ-Streifendienstes empfanden. In Cafés wurden Schilder der Reichskulturkammer aufgehängt mit der Aufschrift: „Swing tanzen verboten“ (Siehe Foto), damit kein Jugendlicher in den Verhören sagen konnte, er wusste nicht, dass es verboten ist. Unwissenheit schützte nicht! Doch später entwickelte sich, dass sich das Ansehen bei den Freunden hob, wenn man Jugendarrest bekommen hatte. Bald kam es auch zu Verhören der Polizei, in denen die Jugendlichen, die meistens ein Leben in der besseren Gesellschaft gewöhnt waren sehr schnell zusammenbrachen. Nach anfänglichen Auseinandersetzungen kam es aber auch recht schnell dazu, dass Jugendliche in Konzentrationslager gebracht wurden, wo sehr viele an körperlicher Erschöpfung und mangelhafter Ernährung starben. Besonders die weniger gut gestellten Mitglieder der Szene wurden in Arbeitslager gebracht zur „Umerziehung“. Die Swing Jugend die ursprünglich nicht politisch orientiert war, bildete ersten Widerstand gegen die nationalsozialistische Regierung. Es kam vereinzelt zum Kontakt mit der weißen Rose“. Auch der Spott der Swing Jugend war immer präsent, auch besonders im Bezug auf die HJ. Es gab auch ein Gedicht mit dem sie gerne ihren Spott zur Geltung gebracht haben:


„Der Boy, das Girl, die lieben den Hot und meiden die Meute stupider HJ. Geh’n sie spazieren aus leisestem Krepp, erglänzt sie am Bein, er am Jackett. Marschiert vorann, Hot, Jazz und Swing. Come on boy and girl, wir gehen zum Ding. Zum Fest der Gerechtigkeit komm und spring Und tritt General HJ einst gegen uns an, dann werden wir hotten Mann für Mann, der eine am Bass, der andere am Kamm. Noch sind wir nicht viele genug. Doch einst wird es wahr, was bisher nur Spuk. Wir werden siegen, da gibt’s keinen Muck.“ (Quelle: Swing Kids, Jörg Ueberall)


Besonders 1941 musste die Hitler Jugend um ihr Überleben als monopolistische Organisation für Jugendliche fürchten und sie betrachtete die Swing Jugend als eine Gefahr für ihre Existenz.
Doch erschütternde Tatsache ist, dass die Jagd auf die Swing Kids durch die Gestapo (Staatspolizei) weiter andauerte und dass viele Jugendliche ihr Leben durch ihr Liebe zur Jazz- und Swing-Musik verloren und dass nur sehr wenige durch unauffälliges Verhalten diesem Schicksal entgehen konnten. Die Existenz der HJ stand also weniger auf dem Spiel, als die Existenz der Swing Jugend!

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