Adolf-Hitler-Schulen


Der Jugend kam im Dritten Reich immer eine besondere Rolle zu. Deshalb gab es unterschiedliche Schulformen, die der Erziehung der Jugend im Sinne des Nationalsozialismus dienen sollten:

- National-Politische Erziehungsanstalten (NPEA oder Napola für Nationalpolitische Lehranstalt),
- Adolf-Hitler-Schulen (AHS),
- SS-Junkerschulen,
um nur einige davon zu nennen.

Was waren Adolf-Hitler-Schulen?



Die Adolf-Hitler-Schulen, kurz AHS, waren Internatsschulen mit der Aufgabe, den Parteiführernachwuchs heranzuziehen, und sollten überdies als Vorschulen für die Partei-Ordensburgen dienen. Sie standen unter der Kontrolle der Hitler-Jugend unter Reichsjugendführer Baldur von Schirach und der Deutschen Arbeitsfront unter Robert Ley.
Das Einschulungsalter war auf 12 bis 13 Jahre festgelegt und die Ausbildungszeit betrug ursprünglich sechs Jahre, wurde aber nach Ausbruch des Krieges auf fünf Jahre heruntergesetzt. Der erfolgreiche Abschluss bestand in dem Erwerb des „Diploms der Adolf-Hitler-Schulen“, welches mit dem staatlichen Abitur gleichgesetzt war und den Absolventen jede Laufbahn der Partei und des Staates offen legte.

Geschichte der Adolf-Hitler-Schulen



Die Geburtsstunde der Adolf-Hitler-Schulen kann man mit der Verfügung von Adolf Hitler auf den 15. Januar 1937 datieren, in der er die Genehmigung erteilte, dass die neueinzurichtenden nationalsozialistischen Schulen seinen Namen tragen durften. Allerdings herrschte zu diesem Zeitpunkt über wichtige organisatorische Aspekte oder die Finanzierung noch Unklarheit, und die Planungen waren noch nicht sehr weit vorangeschritten. Aus diesem Grund wurde am 19. April lediglich auf der Partei-Ordensburg Krössinsee der Schulbetrieb aufgenommen. Die Schüler kamen dabei aus zehn verschiedenen Gauen. Mit dem Bau der eigentlichen Schulgebäude wurde parallel am 15. Januar 1938 begonnen. Ab 1941 begann man, die Schüler aufzuteilen, da die zehn neuen Schulen aufgrund der kriegsbedingten Materialknappheit nicht rechtzeitig fertiggestellt werden würden.

Die vorläufigen Standorte der Adolf-Hitler-Schulen waren neben der Ordensburg Krössinsee in Ostpommern das Schloss Drachenburg in Königswinter, die Ordensburg Vogelsang in der Nordeifel, das Schloss Sonnenstein in Pirna, das Schloss Blankenhain bei Weimar und die Ordensburg Sonthofen im Allgäu.




Modell der Ordensburg Sonthofen (BArch, Bild 146-1969-074-02).

Wer wurde Adolf-Hitler-Schüler?



Wer wurde überhaupt als Schüler einer AHS ausgewählt?
Die Auswahl geeigneter Schüler erfolgte durch die Gauleiter, die dabei folgende Kriterien heranziehen sollten:

- Bewertung der Führerqualitäten des Jungen durch die Hitler-Jugend
- Den "rassisch" einwandfreien Ahnennachweis zurückreichend bis zum 1. Januar 1800
- Völlige Gesundheit (Tondokument 1)
- Nachweis der "Erbgesundheit der Sippe"
- Betätigung der Eltern in der Partei oder ihren angeschlossenen Verbänden

Ab 1938 wurden die Auswahlkriterien präzisiert und von Gebietsführer Kurt Petter, dem Inspekteur der AHS, Weisungen herausgegeben, wie die technische und auch qualitative Durchführung der Ausleseverfahren zu geschehen habe. Außerdem wurden neben den kognitiven Fähigkeiten, die die Schüler in den Auswahlgruppen von ca. acht "Pimpfen" beweisen mussten, der gesamte Tagesablauf zur Bewertung herangezogen und auch erheblicher Wert auf soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft gelegt (Film, Teil 1).




Diese Werbebroschüre zeigte auf der einen Seite die ungeschönte Wirklichkeit: die Zukunft der Jungen als militärische Kämpfer. Andererseits warb man völlig unpolitisch vor allem mit dem sportlichen Freizeitangebot für die Adolf-Hitler-Schulen (Privatbesitz: D. Goerke, o. J.).

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Vergleich AHS - Napola



Eine ähnliche Form der Eliteschulen stellten die Napola dar, die jedoch dem Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust unterstanden. Genauso wie die AHS hatten diese zum Ziel, begeisterte und fähige Nationalsozialisten heranzuziehen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass sie als kostenlose Internatsschulen in Burgen und verstaatlichten Internaten angelegt wurden. Während jedoch an den Adolf-Hitler-Schulen als Vorschulen der NSDAP-Ordensburgen die Laufbahn als künftiger Parteifunktionär erwünscht war, fehlte diese Betonung bei den Absolventen der Napola, sie sollten weiterstudieren oder einen Beruf ergreifen.


Das Lied der Hitler-Jugend 1933




Quelle/Freigabe: Ernst Klett-Verlag GmbH.
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Das nationalsozialistische Jugendideal war sogar auf der Banknote über 5 Reichsmark präsent.

 Das Lied der Hitler-Jugend "Unsre Fahne flattert uns voran" wurde ursprünglich für den NS-Propagandafilm "Hitlerjunge Quex" (1933) vom Reichjugendführer Baldur von Schirach gedichtet, die Melodie von Hans Otto Bergmann komponiert.

Das Lied war u. a. durch den Rundfunk und HJ-Liederbücher weit verbreitet und wurde - wie Dietrich Goerke vorführt (Tondokument 1) - auch in Sonthofen sehr häufig gesungen. Es beschreibt die von den NS-Machthabern angestrebte totale Hingabe für Hitler und seine ideologischen Ideen als kollektives Gelöbnis.

Adolf Hitler 1935: Das NS-Ideal des "neuen" Menschen




Quelle/Freigabe: "Hitler - eine Karriere", D 2003/04, erschienen bei EuroVideo.
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Adolf Hitler 1938: Erziehungsgrundsätze des NS-Staates




Quelle/Freigabe: Ernst Klett-Verlag GmbH.
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Propagandaplakat für die HJ (BArch, Plak 003-011-018).
Heute fragt man sich zurecht: "Was soll daran attraktiv für einen Jugendlichen sein?"

Vor allem zwei Ansprachen Hitlers legen die Erziehungsgrundsätze des nationalsozialistischen Staates deutlich offen.

In der Rede "An die Hitler-Jugend" vom 14. September 1935 beschreibt der Diktator sein Ideal eines "neuen" Menschen, die angestrebte körperliche Ertüchtigung, mit martialischen Parolen.
Die so genannte "Reichenberger Rede", die Hitler am 2. Dezember 1938 hielt, wirkt heute für uns voller ironisch überspitzter Menschenverachtung:

Kinder und Jugendliche wurden frühzeitig in die Obhut des Staates gegeben und durchliefen die verschiedenen Gliederungen von Partei und Staat. "Sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben", beschreibt eine traurige Wahrheit.

Erziehungsziel blieb der völlige Einsatz für die nationalsozialistische Diktatur, indoktriniert mit einem Überlegenheitsgefühl für alles Deutsche und ausgerichtet auf totale Selbstaufgabe. Hitler spricht offen an, dass die Jugend hart "geschliffen" werden sollte.

Internet-Links zu Thema und Aufarbeitung:



Wikipedia-Artikel, u. a. mit einer Gliederungsübersicht der Adolf-Hitler-Schulen

Informationen des Deutschen Historischen Museums: Schule im NS-Regime

Ausführungen von Hans-Dieter Arntz zur Ordensburg Vogelsang auf Shoa.de

Emde, Heiner: Hitlers-Zöglinge, in: Focus vom 31.08.1998

Baring, Arnulf: Hart wie Kruppstahl - zäh wie Leder. Johannes Leeb über die "Adolf-Hitler-Schulen", deren Zöglinge und andere Eliteeinrichtungen während des Dritten Reiches, in: Die Welt vom 27.02.1999

Poehls, Kristina: Hardy Krüger: "Ich habe von meiner SS-Zeit erzählt", in: Bild vom 19.08.2006



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